Archiv: Der Wald

nach Alexander Ostrowski und Michail Bulgakow

 

Spiel & Leitung: Sonja Graf und Markus Hummel

An der Geige/am Akkordeon: Zoran Krga

Amphitheater im Englischen Garten/ TamS-Garage, Sept. 2018

 

- „Die Gnädigste kann das nicht! Andere Leute, die kaufen immer was zu, wir aber verkaufen nur; was sie allein an Wald verkauft hat, vom anderen ganz zu schweigen! Die Gnädigste stopft das Geld in eine Schachtel und da bleibt es, keiner kann von ihr auch nur einen Groschen kriegen; plötzlich jedoch fliegen die Tausender nur so dahin.“ - „Fliegen sie wirklich?“ - „Sie fliegen.“ – „Wer da aufzufangen verstünde…“

 

Auf ihrem abgelegenen Landgut in der tiefsten russischen Provinz erlebt die verwitwete und  steinreiche, aber geizige Gutsbesitzerin Raissa Pawlowna einen späten Frühling, als sie sich in  den jungen, verkrachten Gymnasiasten Alexej Sergejewitsch verliebt und diesen – um den Schein zu wahren – mit ihrer verarmten, jungen Nichte verlobt. Mit dem Ziel, ihn durch generöse Geschenke für sich zu gewinnen, veräußert sie leichtsinnig und geschäftsuntüchtig  nach und nach den gigantischen Waldbestand ihres Besitzes - zum finanziellen Vorteil ihres Nachbarn, des aufsteigenden Holzhändlers Wosmibratow, und zum Schaden ihres Erbneffen, eines tragischen Wanderschauspielers, der seiner adeligen Familie seine tatsächliche Profession verschweigt, doch plötzlich ungerufen mit seinem komödiantischen Gegenstück auf dem Gut erscheint und die Pläne seiner Tante durchkreuzt…   

 

Wie Alexander Ostrowski (1823 – 1886) in seiner späten Tragikomödie, die den Abstieg und Machtverlust des Adels nach der Aufhebung der Leibeigenschaft 1861 thematisiert und den Wald als Ursumpf menschlicher Begierden und Abgründe schildert, so greift auch Michail Bulgakows (1891 - 1940) Bearbeitung der „Toten Seelen“ (von Nikolai Gogol) das Motiv egoistischer Spekulationen auf und verkehrt es ins Irrational-Aberwitzige. Der berühmte Gogolsche Tschitschikow irrlichtert wie ein kurzer, sprühender Funkenregen überzeitlich durch unsere freie Adaption und bricht Ostrowskis Realismus auf, indem er das Unfassbare, Unheimliche Wirklichkeit werden lässt. Der Hang zur bissigen Satire verbindet beide Dichter.   

 

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